Gebäude
von alt bis neu
In Mollis finden wir viele gut erhaltene Gebäude vom typischen Glarner Bauernhaus bis hin zu prunkvollen Patrizierhäusern. Die meisten noch erhaltenen Gebäude wurden im 18. Jahrhundert erstellt, zu einer Zeit, in der im Glarnerland die textile Industrie wieder aufblühte. Nicht umsonst wurde Mollis das "Aristokatendorf" genannt.
Ich kann mir vorstellen, dass im 17. und 18. Jahrhundert die Gebäude der bäuerlichen Familien aus Holz im Stil der Glarner Bauernhäuser bestanden. Zwei davon finden wir in der Auflistung unten. Wir finden heute auch noch erstaunlich viele Holzgebäude im Dorf, meistens Ställe.
Der Verkehrsverein Mollis veranstaltet jährlich zwei Führungen, bei denen viele Gebäude näher vorgestellt werden.
Die hier aufgelisteten Gebäude sind in der Abfolge ihrer Erstellung geordnet, zuerst die ältesten.
Glareanhaus 1475
Das Glareanhaus wurde 1475 in der damaligen üblichen "Ständer-Bohlen"-Bauweise erbaut: zwischen stehenden Balken mit Nuten sind dicke Bretter eingelegt. Das Glareanhaus hat seinen Namen von einem der berühmtesten Molliser: Heinrich Loriti (genannt "Glarean", 1488-1564) wurde in diesem Haus geboren. Das Haus wurde 2009 nach vielen Veränderungen im Lauf der Jahrhunderte vorbildlich renoviert.
Weinrain 1680
Das 1680 erbaute Wohnhaus stand oberhalb eines bis 1870 bestehenden Rebhanges, deshalb der Name. 1822 wurde der Bau zu einem hohen Bürgerhaus umgebaut und der ursprüngliche Turm abgebrochen. Im Innern befinden sich Fragmente alter, bemalter Täferung. Unterhalb der Kerenzerbergstrasse steht die dazugehörige Trotte.
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Rüfihaus 17. Jhdt.
Das Rüfihaus ist ein Beispiel eines typischen Glarner Einfamilienhauses zu jender Zeit. Der Sockel und die Küche sind gemauert, der Wohnteil "gestrickt". Anhand der vorstehenden Balken lässt sich die Inneneinteilung erahnen. Die Würfelfriese waren früher durchgehend unterhalb der Fenster, wurden später aber durch vergrösserte Fenster unterbrochen.
Doppelhaus 17. Jhdt.
Das Doppelhaus wurde für zwei Familien vermutlich in der 2. Hälfte des 17. Jahrhunderts erstellt. Das so genannte "Tätschdach" wird über den kleinen angebauten Schopf erweitert. Die Fenster wurden im 19. Jahrhundert vergrössert und durchschneiden nun die zierenden Würfelfriese. Auch hier ist Sockel und Küche gemauert, der Wohnteil "gestrickt".
Kleines Zwickyhaus 1620
Bei dem angeblich um 1620 erbauten Haus handelt es sich vielleicht um das älteste an der ortsbaulich bedeutenden Stelle. Als Erbauer steht Fridolin Zwicky im Vordergrund, der 1620 Ratsherr wurde und 1628 zum Säckelmeister avancierte.
(Quelle: A. Bräm, Kunstdenkmäler Glarus Nord)
Zwickyhaus 1621
Das bedeutenste Molliser Haus des 17. Jahrhunderts steht an ortsbaulich erstrangiger Stelle. Das nachgotische Bürgerhaus mit steilem Satteldach und Freitreppe in das erste Wohngeschoss zeichnet sich durch gut erhaltene Innenräume aus. In dem von Landesbaumeister Caspar Schmid-Zwicky in den Jahren 1621-1623 erbauten Wohnhaus diente Anna Göldi von 1768 bis 1774 als Magd.
(Quelle: A. Bräm, Kunstdenkmäler Glarus Nord)
Schindlerhaus 1719
Das Doppelwohnhaus von 1719/1720 stellt einen Einzelfall baulicher Aufwertung und stilistischer Neuanpassung dar, wurde doch 1821 aus einem Satteldach durch den Einbau eines Quergiebels ein sich nach Süden hin öffnendes, repräsentatives Haus mit spätbarockem Habitus. Das Innere ist weitgehend intakt und die Wohnstube mit der bemalten Decke in der westlichen Haushälfte ist bedeutend.
(Quelle: A. Bräm, Kunstdenkmäler Glarus Nord)
Dekanenhaus 1720
Stattliches, gemauertes Bürgerhaus mit steilgiebligem Satteldach, wie es für das Glarnerland charakteristisch ist. Erbaut um 1720, vermutlich für den reformierten Pfarrer und Dekan J.H. Zwicky. Innenräume mit gut erhaltener Ausstattung aus dem 18. und frühen 19. Jahrhundert. Verträumter Garten mit tempelartigem Waschhaus, um 1840. Restauriert 1985-1992 und unter den Schutz von Bund und Kanton gestellt.
(Quelle: Tafel am Haus)
Neuhaus 1748
Steilgiebliges Bürgerhaus erbaut 1746-1748 für Hauptmann und Chirurg Abraham Schindler. Bemerkenswerte Konstruktion: nördliche Hälfte gemauert, südliche in Blockbau aber von Anfang an verputzt. Schmuckes klassizistisches Waschhaus mit Brunnen. Restauration und Anbau eines neuen Treppenhauses 1977, seither unter kantonalem und eidgenössischem Denkmalschutz.
(Quelle: Tafel am Haus)
Gemsjäger-Zwicky-Haus ca. 1750
In diesem Hause lebte David Zwicky (1740-1796), der berühmteste und gewaltigste Glarner Jäger aller Zeiten. Über 1300 Gemsen soll er geschossen haben, dazu eine Menge anderer Tiere. Im Oktober 1796 brach er sich auf der Jagd ein Bein und verhungerte hilflos auf der Auernalp. Dort entdeckte ihn der Netstaler Ziegenhirte im Juni 1797.
(Quelle: Tafel am Haus)
Unterkilchen 1750
Das gegen 1750 erbaute stattliche Bürgerhaus mit frühklassizistischem Habitus steht in einem lauschigen Park und wurde mit einem repräsentativen Ökonomiegebäude des Historismus ergänzt. Das Wohnhaus mit Walmdach ist nicht von der lokalen Baukultur inspiriert; es empfing Angregungen von vorstädtischen Bauten des Frühklassizismus.
(Quelle: A. Bräm, Kunstdenkmäler Glaurs Nord)
Moosacker 1756
Das grosse Doppelwohnhaus in seltener Mischbauweise erhebt sich dreigeschossig über einem gemauerten Erdgeschoss. Die Nordseite mit zentralem Abortturm wurde vorgemauert, das Innere mit Fachwerkwänden aufgebaut. Die Südseite ist als Blockbau errichtet und wohl um 1932 verputzt worden. Das linke Türgericht trägt die Inschrift "SOLI DEO GLORIA". Rechts "1756".
(Quelle: A. Bräm, Kunstdenkmäler Glarus Nord)
Reformierte Kirche 1761
Die Geschichte der Kirche begann vermutlich 1283 mit dem Bau einer Marienkapelle, wurde später umgebaut und in der Zeit der Reformation umgebaut und später neu gebaut. Ihre heutige Form wurde im Sommer 1761 durch Johann Ulrich Grubenmann aus Teufen erstellt. Die Kirche wurde später fünfmal restauriert. Unter der Emporenbrüstung wurden 1838 gusseiserne Tafeln der gefallenen Glarner und Eidgenossen in der Schlacht von Näfels angebracht.
Schmidhaus 1763
Das Schmidhaus an der Hertenackerstrasse 3 wurde wahrscheinlich von 1763 vom Goldschmied Fridolin Schmid erbaut. Das dreigeschossige, giebelständige Wohnhaus ist als Blockbau ausgeführt, im hinteren Drittel gemauert. Es trägt ein flach geneigtes Satteldach mit prächtig verzierten Pfettenköpfen. An der Nordseite haben sich Reste der damals angebrachten, 1994 rekonstruieren Dekorationsmalerei erhalten: reiche Ecklisenen und einfache Umrandungen der Fenster.
(Quelle: A. Bräm, Kunstdenkmäler Glarus Nord, nicht zu verwechseln mit dem Schmidhaus an der Kerenzerbergstrasse)
Bandfabrik 1765
Im Wohnhaus an der Vorderdorfstrasse 35 verbirgt ich das älteste Fabrikgebäude des Glarnerlandes. Die 1765 erbaute Seidenbandweberei ist noch kein spezifisches Fabrikationsgebäude, denn sie hat die Gestalt eines Bürgerhause. Johann Rudolf Schindler liess seinen stattlichen, aber weitgehend schmucklosen Mehrzweckbau von einem unbekannten Baumeister errichten.. Während in den unteren Geschossen Bandwebstühle standen, wurde in den Obergeschossen gewohnt.
(Quelle: A. Bräm, Kunstdenkmäler, Glarus Nord)
Gwölb 1775
Erbaut um 1775, wahrscheinlich für Hauptmann und Kaufmann Jakob Schmid. Der Turm mit dem gewölbten Durchgang, der dem Haus nun den Namen gibt, kam erst 1839 hinzu; noch später folgte der Anbau auf der Ostseite. Kaspar Zwicky führte von 1847-1859 im Sälchen des Obergeschosses eine private Sekundarschule. 1976 aussen restauriert und unter den Schutz von Kanton und Bund gestellt.
(Quelle: Tafel beim Haus)
Schmidhaus 1777
Das dreigeschossige Doppelwohnhaus wurde wohl von den Gebrüdern Gabriel und Fridolin Schmid, Offiziere in holländischen Diensten, 1777 errichtet. Das gemauerte 6 x 2-achsige Haus ist innen mit Fachwerkwänden unterteilt. Die beiden geschweiften Quergiebel auf der Nord- und Südseite sowie die aufgemalten Eckquader und Fensterverzierungen geben dem Haus ein herrschaftliches Gepräge.
(Quelle: A. Bräm, Kunstdenkmäler, Glarus Nord, nicht zu verwechseln mit dem Schmidhaus an der Hertenackerstrasse)
Haltli 1784
Conrad Schindler (1757-1841), in Paris zum Architekten ausgebildet, baute sich 1782-1784 diesen palastartigen Landsitz französischer Prägung. Der Bauherr wirkte 1804-1823 als engster Mitarbeiter und dann als Nachfolger Hans Conrad Eschers bei der Linthkorrektion mit. Das "Haltli" dient seit 1912 als Sonderschulheim. Restauriert 1967-1969.
(Quelle: Tafel am Haus)
Fabrikhof 1785
Der um 1785 erbaute palastartige spätbarocke Fabrikhof mit seinem mächtigen Walmdach und drei geschwungenen Mansardengiebeln ist eine einziartige Erscheinung. Er ist ein bedeutender Zeuge der frühen Industrialisierung. Kein anderes Gebäude im Glarnerland zeigt einen derartig grosszügigen Grundriss.
(Quelle: A.Bräm, Kunstdenkmäler Glarus Nord)
Hof 1787
"Hof" mit Gartenpavillon und französischem Garten.
Für seinen Bruder, den Zeugherrn Caspar Schindler (1761-1836) baute Architekt und Ratsherr Conrad Schindler den Wohnsitz "Hof".
Im "Hof" befindet sich heute das Ortsmuseum Mollis.
Löwen 1796
Der um 1796 erbaute, traditionsreiche Gasthof ist mit seinem Obergeschoss in Fachwerk im Glarnerland ein Sonderling an prominenter Lage. Das 3x2-achsige Gebäude ist bis ins erste Obergeschoss gemauert, im zweiten Obergeschoss und im Dachgeschoss verputzt. Aus der Bauzeit stammt das prachtvolle, geschmiedete und farbig gefasste Wirtshausschild im Louis-XVI-Form.
(Quelle: A. Bräm, Kunstdenkmäler Glarus Nord)
Hänggiturm 1792
Die ehemalige Fabrik von 1792 hat die Form eines Hängeturms, dessen drei Geschosse als Fabrikationsräume ausgebildet waren. Das Gebäude steht auf einem gemauerten Erdgeschoss; bereits gegen 1860 war es vorgemauert und verputzt. Es ist mit einem Krüppelmansarddach mit Umgang zum Aufhängen bedruckter Tücher gedeckt, das von einem prächtigen Kehlbalken-Dachstuhl getragen wird. Es ist noch heute ein charaktervoller Zeuge aus der Frühzeit des glarnerischen Fabrikbaus.
(Quelle: A. Bräm, Kunstdenkmäler Glarus Nord)
Lokremise nach 1800
Das Backsteinhäuschen war früher eine Lokremise. Die kleine Lokomotive diente dem Transport von Steinen. Diese wurden aus den anstehenden Felswänden gesprengt, behauen und für die Verbauung verwendet. Von der Lokomotive und den Schienen ist nichts erhalten geblieben.
(Quelle: Stele am Linthbord, das Linthwerk)
Die Remise wurde nach 1800 erstellt, da der Bau des Molliser-Kanals um 1807 begann.
Rosenhof 1825
Das dreigeschossig gemauerte, giebelständige Bürgerhaus mit geknicktem Satteldach war ursprünglich mit Putzfugen im Erdgeschoss, Stockgurten und Eckquadern gegliedert. Das Portal mit Verdachung liegt zentral an der vierachsigen Giebelfassade. Rückwärtig steht eine Erweiterung unter geknicktem Satteldach im rechten Winkel zum Altbau, wodurch ein schöner geschützter Gartenplatz entstand.
(Quelle: A. Bräm, Kunstdenkmäler Glarus Nord)
Landhaus 1862
In einem Gebäude des Ratsherrn Christoph Tschudi brach 1861 der verheerende Brand von Glarus aus. Daraufhin erwarb Tschudi in Mollis das Heimwesen von alt Landammann Dietrich Schindler. Er liess es abbrechen und 1862 an dessen Stelle vom Zürcher Architekten J.J. Breitinger die spätklassizistische Villa "Landhaus" errichten. Renoviert 1979.
(Quelle: Tafel beim Grundstückeingang)
Post
Die alte Post stand an der Kreuzgasse (Vorderdorfstrasse 48). Später wurde ein schönes Gebäude neben der reformierten Kirche gebaut, und schlussendlich zügelte die Post in ein modernes Gebäude an der Bahnhofstrasse bis die Post in Mollis endgültig aufgelöst wurde. Heute befindet sich im Spar an der Bahnhofstrasse eine einfache Stelle der Post.
Schulhäuser und Kindergarten
Ab Mitte des 16. Jahrhunderts dienten Pfarrhäuser oder spezielle Gebäude wie das "Gwölb" für den Unterricht in den Wintermonaten. 1862 wurde dann ein eigenes Schulhaus gebaut. In den Fünfzigerjahren genügte der Platz nicht mehr und 1959 wurde das Sekundarschulhaus am Bach eingeweiht, das wiederum wegen Platzmangels heute als Primarschulhaus genutzt wird. Im Dezember 2006 konnte dann der Kindergarten bezogen werden.
Heutige Wohnhäuser
Wir finden auch sehr moderne Wohnhäuser in Mollis. Und viele Wiesen und Quartiere sind mit ganzen Siedlungen überbaut worden und mit den dort wichtigen alten Gebäude bezeichnet worden: z.B. Neuhaus oder Rosenhof.
Waschhäuschen
Viele der Patrizierhäuser besassen ihre eigenen Waschhäuschen. Diese waren zumindest eine Notwendigkeit, insofern im Haus selber aufgrund der Brandgefahr nicht gewaschen werden durfte.
Das Wursthäuschen, in dem die Würste auch geräuchert wurden, steht ausserhalb der zugehörigen Metzgerei.